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Neurodegenerative Erkrankungen

Neurodegenerative Erkrankungen sind sehr unterschiedlich neurologischen Erkrankungen, die mit einem fortschreitenden Abbauprozess von Strukturen des Nervensystems einhergehen. Die befallenen Hirnregionen weisen einen Nervenzelluntergang in bestimmten Regionen auf, die über das Maß des üblichen Alterungsprozesses hinausgehen. Das Nervensystem ist grundsätzlich nicht mehr in der Lage, den Verlust der Nervenzellen zu kompensieren.

Dadurch kommt es zu neurologischen Ausfallserscheinungen unterschiedlicher Art. Mit der steigenden Lebenserwartung treten diese Erkrankungen häufiger auf. Klassische Erkrankungen sind beispielswiese die Alzheimerdemenz oder die Parkinson Erkrankung. Neurodegenerative Erkrankungen stellen für uns einen Schwerpunkt dar und sie werden klassischerweise in der neurologischen Klinik diagnostiziert und therapiert. 

Das demenzielle Syndrom (kurz: Demenz) zählt zu einer der schweren Volkskrankheiten. Die Schätzungen zeigen, dass gegenwärtig ca. 1.8 Millionen Menschen an einer Demenz in Deutschland leiden. Bei den 65-69-jährigen sind ca. 1.8% und bei den über 85-jährigen ca. 23% von einer Demenz betroffen. Der Begriff Demenz stellt einen Sammelbegriff dar. Es gibt sehr unterschiedliche Demenzformen, die Alzheimer Demenz ist die häufigste. An zweiter Stelle steht die vaskuläre Demenz, bei der ein Verschluss größerer und kleinerer Blutgefäße stattfindet, die zu größeren und kleineren Defekten des Gehirnes und somit zu einem Nervenzelluntergang führen.

Es ist wichtig, frühzeitig die richtige Diagnose zu stellen. Klassischerweise wird die korrekte Diagnose durch unterschiedliche Testverfahren gestellt. Hierfür sind normalerweise eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquorpunktion), eine Bildgebung des Gehirns (CT, MRT), Blutuntersuchungen und eine ausführliche neuropsychologische Testung notwendig. Für einige Demenzformen existieren spezielle Therapieformen, die den Abbauprozess verlangsamen. Darüber werden aktuell unterschiedlicher vielversprechende Medikamente in wissenschaftlichen Studien untersucht, die möglicherweise in den kommenden Jahren in der Routinetherapie eingesetzt werden können. 

  • Beim Morbus Parkinson handelt sich um eine Erkrankung, die mit einem Untergang an Dopamin-produzierenden Nervenzellen in einer spezifischen Region des Hirnstammes einhergeht.
  • Dies führt zu einer Störung von komplexen Netzwerken im Gehirn, die für die Bewegungsabläufe zuständig sind.
  • So kommt es im Verlauf der Erkrankung, die zumeist einseitig die Extremitäten und vorzugsweise den Arm betreffen, zu einer Bewegungsarmut (Akinese), Muskelsteifigkeit (Rigor) und einem Zittern (Tremor).
  • Diese Symptome können allesamt gleichzeitig auftreten oder eines von ihnen dominierend sein. Die Beschwerden können jedoch auch sehr komplex sein. Eine Behandlung mit unterschiedlichen Medikamenten ist möglich und verbessert die Symptome der Patient*innen wesentlich. 
  • Es gibt zahlreiche weitere Erkrankungen wie beispielsweise Normaldruckhydrocephalus, subkortikale arteriosklerostische Encephalopathie oder atypische Parkinsonsnydrome, die ähnliche Symptome verursachen können. Wichtig ist deshalb eine frühzeitige korrekte Diagnosestellung in einer neurologischen Abteilung. 
  • Bei der Amyotrophen Lateralsklerose handelt es sich um eine neurodegenerative Erkrankung, die durch den Verlust von motorischen Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Es wird geschätzt, dass in Deutschland ca. 6.000 Patient*innen an dieser Erkrankung leiden.
  • Ca. 90% der Patient*innen haben keine familiäre Häufung, während 10% der Patient*innen ebenfalls Angehörige haben, die an einer ALS erkrankt waren bzw. sind.  
  • Hierbei spielen insbesondere Mutationen in spezifischen Genen bei der sporadischen und familiären ALS eine Rolle.
  • Das Erkrankungsalter liegt zumeist im 7. Lebensjahrzehnt, wobei auch deutlich jüngere Menschen von der Erkrankung betroffen sein können.
  • Dabei kommt es an Armen und Beinen und auch im Bereich der Schluck- oder Atemmuskulatur zu zunehmenden Lähmungen.

Die Diagnosestellung ist komplex und verschiedene neurologische Untersuchungen sind notwendig um die Diagnose sichern zu können. Hierzu gehören beispielsweise die Untersuchung der Nerven und Muskeln mit elektrophysiologischen Methoden und Ultraschall, aber auch die Nervenwasseruntersuchung.  Eine korrekte Diagnose-Stellung und engmaschige neurologische Betreuung der Patient*innen ist von großer Bedeutung. 

Neben den oben genannten klassischen Erkrankungen gibt es eine Vielzahl von neurodegenerativen Erkrankungen. Diese können sehr unterschiedlich in Erscheinung treten, beispielsweise durch

  • Tremor (Zittern),
  • Ataxien,
  • Dystonien oder
  • Chorea (Bewegungsstörungen) oder
  • Gangstörungen.

Hier ist eine ausführliche neurologische Diagnostik meist notwendig. Diese bieten wir in unserem Neurozentrum an. 

Diagnostik

Die diagnostischen Maßnahmen unterscheiden sich bei den jeweiligen Krankheitsbildern. In unserer neurologischen Abteilung stehen alle gängigen Verfahren zur Verfügung. Gerade bei der Einschätzung der unterschiedlichen neurodegenerativen Erkrankungen ist eine hohe neurologische Expertise und lange Erfahrung notwendig, um die adäquate Diagnose zu stellen. 

Am Klinikum Kassel haben wir ein großes interdisziplinäres Neurozentrum mit allen wichtigen Nachbarabteilungen wie Neurochirurgie, Neuropädiatrie, Neuroradiologie, Neuropathologie, Psychiatrie oder Geriatrie. Somit können unsere Patient*innen vollumfänglich diagnostiziert und therapiert werden und ggf. die Kollegen dieser Fachabteilung zur Mitbeurteilung der unterschiedlichen Krankheitsbilder hinzugezogen werden. 

Im Folgenden bieten wir folgende diagnostische Untersuchungen an:

  • Neuroradiologische Untersuchungen (CCT, MRT)
  • Ggf. nuklearmedizinische Untersuchungen (DAT-SCAN etc.)
  • Liquorpunktion (Nervenwasseruntersuchung) samt Bestimmung der Destruktionsparameter (Beta-Amyloid, Neurofilament etc.)
  • Umfangreiche und differentialdiagnostische Labordiagnostik
  • Elektroencephalopgrafie (EEG) und Videolangzeit-EEG
  • FEES (Flexible endoskopische Evaluation des Schluckaktes)
  • Ultraschalluntersuchung des Gehirns und der hirnversorgenden Gefäße
  • Ultraschalluntersuchung von Nerven und Muskeln
  • Neuropsychologische Untersuchung (neurokognitive Testung)
  • Elektrophysiologie (Elektroneurographie, Elektromyographie, Evozierte Potenziale etc.)
     

Stationäre Behandlung

Elektive (geplante) Aufnahmen: Voraussetzung für eine elektive stationäre Aufnahme ist eine Einweisung durch einen niedergelassenen Arzt. Grundsätzlich können sich dann alle Patient*innen mit den zuvor genannten Krankheitsbildern bei unserem Patientenmanagement unter der Telefonnummer 0561/ 980 3434 melden, um einen elektiven Aufnahmetermin für eine stationäre Abklärung zu vereinbaren.  Wir prüfen dann, ob die Voraussetzungen für eine stationäre Aufnahme erfüllt sind. Sollten die Voraussetzungen nicht erfüllt sein, kann ggf. eine Abklärung im ambulanten Bereich erfolgen.  

Leitung

Ivan Mihaljevic ist Facharzt für Neurologie und hat während seiner klinischen Ausbildung eine hohe Expertise im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen erworben.

  • Unter anderem war er im Rahmen seiner Arbeit an der Neurologischen Klinik der Universität Regensburg tätig.
  • Dort war er neben der ambulanten Versorgung von neurodegenerativen Erkrankungen (Parkinson-, Huntington-, Tremor- und Demenz-Patient*innen) auch für die stationäre Behandlung dieser Patient*innen zuständig.
  • Herr Mihaljevic hat als Prüfarzt an verschiedenen wissenschaftlichen Studien teilgenommen und war im Bereich der oben genannten Krankheitsbilder wissenschaftlich tätig. 

Ivan Mihaljevic

Oberarzt

Ivan Mihaljevic

Oberarzt

Facharzt für Neurologie; Zertifizierter Prüfarzt für klinische Studien; Medizinisches Zentrum für Erwachsene mit Behinderungen (MZEB)